Wahrnehmungsstörungen

Die andersartige Wahrnehmung ist das größte Problem eines autistischen Menschen. Hierin liegt auch der Schlüsssel zu ihrer Unterschiedlichkeit. Welche Sinne wie verändert sind, entscheidet letztendlich darüber, ob die Betroffenen still in einer Ecke hocken oder lauthals schreiend ein Chaos verbreiten. Selbstverständlich sind alle anderen Varianten denkbar und möglich.

Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, wo Domeniks Probleme liegen. Hierfür brauchte ich Zeit, Geduld und eine gute Beobachtungsgabe.

Das Sehen: Domenik sieht viel intensiver und nimmt die kleinsten Einzelheiten wahr.

Jeden Krümel, jedes Härchen, die Maserung auf einer Holzplatte. Außerdem hat er ein photografisches Gedächnis.

Das Riechen: Sehr reduziert. Er liebt starke, strenge und für uns sehr unangenehme Gerüche.

Das Hören: Er mag Musik nur wenn sie laut ist. Es muß schon in den Ohren dröhnen. Daher spricht er selbst auch sehr laut und permanent. Schreien gehört für ihn zum guten Ton.

Das Schmecken: Es sollte scharf oder zumindest gut gewürzt sein. Perperoni und Chilischoten heben sein Wohlgefühl.

Das Fühlen: Keine sanften Berührungen. Zwicken, Kneifen, Anstossen mag er gern. Lange Zeit konnte er heiß und kalt nicht unterscheiden. Sein Schmerzempfinden ist sehr reduziert, zeitweise drastisch gesenkt. Daher auch seine Affinität zur Selbstverletzung.